Dem einen oder anderen mag es aufgefallen sein, es kamen in letzter Zeit keine neuen Beiträge. Das liegt daran, das ich vom letzten Freitag beginnend 17 der 20 Bekkaku-Tempel in 3 Tagen auf Sakaide besucht habe. Diese 20 Buddhistischen Tempel sind über die gesamte Insel verteilt und das Ziel war es alle zu besichtigen. Heute beginne ich mit dem Bericht dieser besonderen Reise, die mich auf die Spuren der spirituellen Tradition Japans führte.
Der Tag begann viel zu früh – um 4:30 Uhr klingelte mein Wecker unbarmherzig. Eine lange Autofahrt lag vor uns, und ich wollte jeden Moment der Reise geniesen. Nach einem schnellen Frühstück beim 7-Eleven (ein Onigiri und Kaffee) machten wir uns auf den Weg zum ersten Tempel.
Unglücklicherweise hatte ich meinen Führerschein nicht dabei und so übernahm meine Freundin das Steuer.
Die Fahrt führte uns über herrliche Bergwege, durch Täler und durch kleine Dörfer, herrlich. Die Bekkaku-Tempel sind nicht Teil der 88 offiziellen Tempel des Shikoku-Pilgerwegs, sondern bilden eine zusätzliche Gruppe von 20 besonderen Tempeln, die 1968 offiziell zusammengefasst wurden. Zusammen mit den 88 Haupttempeln ergeben sie 108.

Am ersten Tempel angekommen, erhielt ich eine kleine Einführung ins richtige Beten an japanischen Buddhistischen Tempeln. Was mich besonders faszinierte: An jedem Tempel kann man eine Perle erwerben, aus denen am Ende eine Gebetskette (Rosary) hergestellt werden kann. Außerdem hörte ich von sogenannten “Goshuin” – handgeschriebene kalligraphische Stempel, die man in einem speziellen Buch namens “Goshuincho” sammeln kann. Diese wunderschönen Einträge werden von den Priestern direkt vor Ort per Hand mit Pinsel und Tinte erstellt, mit einem roten Tempelsiegel versehen. Eine einzigartige Erinnerung an jeden besuchten Tempel, die meine Sammelleidenschaft wachrüttelte.



Etwa 45 Minuten später erreichten wir den zweiten Tempel, ebenfalls in den Bergen gelegen. Die Luft war frisch, und obwohl der Himmel grau verhangen war, blieb es angenehm warm. Wieder beobachtete ich das Gebetsritual, nahm selbst daran Teil und holte mir meine zweite Perle und einen weiteren kunstvollen Goshuin-Eintrag ab.


Der dritte Tempel lag deutlich weiter entfernt. Auf dem Weg hielten wir bei einem Konbini, um uns mit Mittagessen und Kaffee zu versorgen. Dieser Tempel befand sich sehr hoch in den Bergen, und nach dem Parken mussten wir noch ein gutes Stück steil bergauf wandern. Es wurde anstrengend und zunehmend warm, aber die Mühe lohnte sich, eine fantastische Aussicht erwartete uns. Nach dem Beten oben am Haupttempel stiegen wir wieder hinab zu einem zweiten Tempel auf dem Gelände, um auch dort zu beten und eine weitere Perle sowie einen Goshuin-Eintrag zu bekommen.


Die Zeit verging wie im Flug, und plötzlich wurde es spät. Die Strecke zum vierten Tempel war weit, und wir wussten, dass der Shop dort um 17 Uhr schließen würde. Die ganze Fahrt über bangte ich um meine Perle und den Eintrag im Goshuincho-Buch. Kurz vor der Ankunft gab es noch einen Schreck – ein Japanmakak überquerte wie aus dem Nichts die Straße. Zum Glück ist aber weder dem Affen noch uns etwas passiert. Um 16:45 Uhr erreichten wir schließlich den Tempel – nur um festzustellen, dass der Laden bereits geschlossen war! Wir riefen kurzerhand die Nummer an, die am Laden angeschlagen war. Der Mönch hatte zwar bereits geschlossen, öffnete den Laden unter Murren aber noch einmal für uns. Er war zwar unfreundlich, aber ich bekam, was ich wollte. Nach einem kurzen Gebet machten wir uns erschöpft auf den Rückweg. Aber natürlich nicht ohne noch Bilder vom Pazifik zu machen, der Tempel lag nämlich direkt an der Küste.




Die Landschaft, die an uns vorbeizog, war so wunderbar, dass die lange Heimfahrt wie im Flug verging. Auf dem Rückweg hielten wir noch bei Mos Burger, einer fantastischen japanischen Burgerkette, die ich unbedingt auch in Deutschland haben möchte!
So endete unser erster Tag auf der Pilgerfahrt zu den Bekkaku-Tempeln – anstrengend, aber voller neuer Eindrücke und Erfahrungen. Müde fiel ich schließlich ins Bett mit dem Wissen am nächsten Tag wieder 4:30 das Bett verlassen zu müssen.