Heute war eine der wenigen fest geplanten Programmpunkte im Plan: Die interaktive Kunstausstellung Planets von teamLab inc.
Aufgewacht sind wir mit dem tropischen Sturm Yun-yeung, der erste Taifun den wir erleben „durften“. Anders als in der Heimat gewohnt, wo es oft nur ein paar Minuten regnet und dann ist der Sturm auch schon wieder vorbei, fing hier alles langsam an und sowohl Regen als auch Wind haben sich graduell hochgeschaukelt. Das war natürlich sehr spannend: Wird die Metro fahren? Macht es Sinn einen Schirm mitzunehmen bei dem Sturm? Reicht vielleicht auch eine Regenjacke? Sollten wir überhaupt fahren…?
Wir entschieden uns für die Regenjacke. Auf dem Hinweg sind wir ohne unsere Schirme dennoch relativ Nass geworden. Zunächst hat sich das auch als Vorteil herausgestellt, denn so manchem Japaner auf der Straße wurde vom Wind der Regenschirm umgeknickt.
Im Tokioter Metro System war dann alles überdacht oder unterirdisch. Bei den von den Japanern, aufgrund des Taifuns, als „starke Verspätung“ angegebenen 10 Minuten konnten wir nur schmunzeln – solche Größenordnungen werden bei der deutschen Bahn teilweise nicht mal in die Statistik eingerechnet.

Angekommen auf dem Gelände von teamLab sind wir erst ein mal beruhigt. Es scheint nicht all zu voll zu sein, der Regen hat stark nachgelassen und wir kommen zügig rein. Die Menschen werden in Schüben eingelassen und dann läuft erst mal ein Einführungsvideo, sowohl in japanisch als auch englisch. Englisch läuft tatsächlich zuerst, das ganze Event ist sehr international aufgestellt.
Wir sollen die Schuhe und Socken ausziehen. Unsere Sachen, bis auf Handy und Kamera, müssen wir in einem kostenlosen Spind unterbringen. Dann geht es auch schon los zu Teil 1: Der Ausstellung mit Wasser.
Es geht in einen dunklen Gang der nur leicht von Lichtern am Boden beleuchtet wird. Ein Muster was sich zwischen allen Kunstwerken wiederholen wird. Wir hören Wasser. Um die Ecke sehen wir einen langen Gang der nach oben führt, das Wasser kommt uns entgegen und wir laufen sozusagen einen Fluss nach oben. Der Boden ist sehr rau und bietet viel Halt, also keine Sturzgefahr. Es fühlt sich gut an und voller Spannung erklimmen wir den kleinen Fluss. Oben angekommen ist ein Raum mit Handtüchern und der Erklärung des Kunstwerks. Es wird zwar in der Erklärung nicht erwähnt, aber uns wird klar, dass das erste Kunstwerk wahrscheinlich vor allem einem Zweck dient: Die dreckigen Füße der Teilnehmer zu reinigen für das, was noch folgt.
Station 2 war ein sehr wundersamer Ort. Tausende von der Decke hängende LED sind die einzige Lichtquelle im Raum. Man fühlt sich als wäre man Teil eines dreidimensionalen Monitors. Alle möglichen Farben und Wellen bewegen sich durch das an Kristallstrukturen erinnernde Gitter. Die Spiegel sorgen dafür, dass der Raum sich unendlich anfühlt, was zugegebenermaßen etwas desorientierend ist, aber einfach unfassbar cool. Es gibt auch eine App, mit der man Einfluss auf den Raum nehmen kann. Durch Swipen kann man entschieden welches Muster als nächstes durch das Gitter fließen soll… zumindest sofern man an die Reihe kommt. Der einzige Wermutstropfen ist nämlich, dass der Raum gefüllt von Menschen ist, die der einfachen Aufforderung „nicht stehen bleiben und langsam weitergehen“ vom Anfang des Saals nicht folge leisten können und überall die Gänge blockieren…
Das Spiel von Farben, Gerüchen und Interaktion zog sich so noch durch viele Räume und jedes mal waren wir begeistert von der Vielfalt, den Effekten und den Farben die sich uns boten. Auch hier merken wir, dass sich dieses besonders interaktive Programm in Bild und Ton nicht einfangen lässt. Daher sei jedem, der dies liest, ans Herz gelegt: Wenn ihr nach Tokyo kommt, solltet ihr euch das nicht entgehen lassen. Vielleicht schaut ihr aber nach einem Tag oder einer Uhrzeit, bei der nicht so viele Menschen da sind. Früh den ersten Time-Slot bekommen könnte eine gute Idee sein.
Sehr glücklich verlassen wir die Ausstellung. Wir überlegen: Zurück zur Unterkunft? Der Kameramann hat Taifun-bedingt die Kamera in der Unterkunft gelassen und ist geknickt. Wir sind eine Stunde entfernt. Was gibt es denn in der Umgebung? Tokyo-Big-Sight sieht interessant aus. Ein Gebäude mit 4 umgekehrten Pyramiden. Und dahinter gibt es noch einen großen Gundam Roboter zum ansehen. Also erst dort hin und dann weiter.
Die Zuglinie, die hier verkehrt, ist sehr interessant. Sie fährt vollkommen autonom. Es gibt keinen Fahrer oder anderes Zugpersonal Wir fühlen uns wie in der Zukunft.
Kurz vor dem Aussteigen, schon aus der Ferne, fällt es uns wie Schuppen von den Augen. Wir alle haben dieses Gebäude schon mehrfach in Anime gesehen: Es ist das Messegelände auf dem die Comiket 2 mal im Jahr stattfindet.
Wir steigen aus und sehen uns das riesige Gelände an. Unter anderem dank des Regens, der sich auf ein Nieseln reduziert hat, sind kaum Personen vor Ort. So beschließen wir die 20 Minuten zur Gundam Statue am Hafen Tokyos entlang zu laufen. Eine sehr gute Entscheidung wie sich herausstellt. Trotz Regens ist die Aussicht wunderschön. Die menschenleeren Parks und Sehenswürdigkeiten, welche wir unterwegs sehen, sind sehr gepflegt und ästhetisch anzuschauen. (Nur etwas für die Stadt untypischen Müll haben wir unter einer Brücke gefunden)
Angekommen beim Riesen Mech fällt uns auf, dass es dort auch ein großes Einkaufszentrum gibt in dem wir endlich etwas essen können. Nachdem wir uns in der riesigen Fressmeile im Erdgeschoss zwischen Takoyaki, Oyakodon, Gyoza, Yakisoba, Karaage, Sushi und vielen anderen Köstlichkeiten endlich entscheiden konnten, haben wir das 7-Stöckige Einkaufszentrum ein mal genauer unter die Lupe genommen.
Die gewonnen Eindrücke sind zu Zahlreich Um sie kurz in adequate Worte zu fassen. Neben vielen normalen und sehr teuren Läden für Kleidung gab es ein VR-Kino, einen großen Gacha-Laden, eine riesige Arcade-Halle mit ganz vielen Spielen und Goodies und ein Kinderhort so genial, dass ich am liebsten wieder 5 gewesen wäre. (Ein Bälle-bad mit Projektoren an der Wand bei dem man Punkte bekommt, wenn man mit einem Ball die Dinge an der Wand trifft, Sandkästen die ein Bild auf die Fläche projizieren, bei denen sich die Landschaft je nach Höhe und Gegebenheit des Sandes ändert usw…) Der kleine Bastian möchte bitte abgegeben werden.
Und das Highlight des Kaufhauses im 7. Stock: Die Gundam Base Tokyo. Neben vielen Bausets sieht man hier auch einige exklusive Arten der Roboter. Besonders ein Genuss auch für Menschen welche die neuste Gundam Serie „The Witch of Mercury“ feiern, denn ein nicht unwesentlicher Teil des gesamten Ladens ist der Serie gewidmet.
Nun sind wir aber müde. Wieder ca. 18.000 Schritte gelaufen. Wir machen uns auf die lange Heimreise und nehmen viele einzigartige Eindrücke mit. Noch schnell im Conbini etwas zu essen mitnehmen und wir sind wieder in unserer Unterkunft. Es fällt uns etwas schwer ins Bett zu gehen, alle sind gut drauf und wir haben schöne Gespräche. Doch morgen wollen wir einen (kleinen) Berg besteigen und dafür möchten wir fit sein.
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