Ein Reiseblog

Kategorie: Sonquo

Kapitel 4.1 – Der Gipfel des schwarzen Bergs

Nach einem ausgiebigen Frühstück diskutieren wir noch kurz, wo wir wandern wollen. (Also nicht ob, auch wenn ein richtiger Spa day, dank des Onsen, sehr verlockend klingt.)

Wir entscheiden uns erst einmal zur Parkinformation zu gehen, so wie es die Touristeninformation in Asahikawa uns angeraten hatte. Dort finden wir auch eine sehr nette Dame die Englisch kann und uns ein paar Optionen und gute Ratschläge gibt. U.a. eine Bärenglocke wird uns empfohlen, welche wir dann auch direkt vom hiesigen Touristenshop kaufen. Auch ein paar Handschuhe nehme ich mit, wofür ich später sehr dankbar sein werde.

Wir nehmen den „faulen“ Weg nach oben. Der Berg ist 1984 Meter hoch und heißt Kurodake. Aus dem Taal müsste man etwa 3,83 km Strecke und 850 Höhenmeter überwinden. Da wir zum Abendessen wieder da sein müssen, entscheiden wir uns mit dem Kabelzug und dann mit dem Sessellift zu fahren, was Zeit und Anstrengung spart. Mit dem Lift oben angekommen bin ich auch etwas enttäuscht, so ist es doch ein viel schöneres Gefühl, wenn man sich die Aussicht auch erarbeitet hat. Allerdings wusste ich zu dem Zeitpunkt auch noch nicht, welche Strapazen noch folgen würden.

Am Anfang unseres Trails angekommen machen wir zunächst noch einen kleinen Umweg. Ein 300m langer Waldweg zu einem kleinen Wasserfall. Es ist wirklich ein sehr schöner und gut befestigter Wanderweg und wir haben alle Spaß dabei, die vielen kleinen teilweise herausfordernden Stufen zu nehmen.

Zurück beim Anfang schauen wir kurz was der richtige Weg ist. Dort treffen wir auf eine ältere Dame, die etwas verloren auf die Karte schaut. Wir kommen ein wenig ins Gespräch. Sie kommt aus Amerika (Colorado) und ist noch etwas alleine im Land geblieben, nachdem sie mir ihrem Sohn, Schwiegertochter und den Enkeln einen Urlaub in Japan gemacht hattet. Wir finden sie alle sympathisch und als sie fragt, ob sie sich uns anschließen kann, willigen wir ohne zu zögern ein.

Zum Aufstieg müssen wir uns eintragen. Vermutlich, damit sie wissen, ob sie ein Rettungsteam schicken müssen. Oof.

Der Aufstieg ist wirklich hart. Es gilt knapp 450 Höhenmeter über 1.7 km zu überwinden. Es geht eigentlich konstant nur aufwärts. Eine Stufe nach der anderen. Oft sind es einfach nur ein paar Steine, die fast schon eher an Kletterwände erinnern. Sich mit den Handschuhen an den teilweise schlammigen Steinen festhalten zu können ist sehr praktisch. Regelmäßige Pausen sind unabdingbar.

Cirka alle 100m gibt es ein Schild. Von einem zum nächsten fühlt sich wie eine Ewigkeit an. Zwischen den herzlichen „Konnichi wa“ die wir von den entgegenkommenden Japanern bekommen und auch zurückgeben, machen wir viele Scherze darüber, dass wir bestimmt gleich da sind.

Besonders witzig waren die kleinen Kinder eines Ehepaars, welche uns mit „Ganbatte“ und „Faighto“ angefeuert haben. Es kostet uns wirklich viel Kraft, den Berg zu erklimmen.

Oben angekommen freuen wir uns lautstark. Wir sind zwar in Wolken gehüllt, diese geben jedoch ab und zu die unfassbar schöne Landschaft frei.

Es ist ein tolles Gefühl, auch wenn wir alle komplett durch sind. Leider haben einige von uns nur eine 500ml Flasche Wasser eingepackt, zu verwöhnt waren wir vom Automatenland Japan. Umso freudiger sind wir über den Lebensretter der unser Gespräch über Wasserknappheit überhört hat und uns eine seiner Flaschen die er nicht braucht überlässt! Wir machen ein paar Fotos und Videos unter anderem auch mit Wendy.

Besonders im Verlauf des Abstiegs lernen wir viel über unsere Weggefährtin. Sie ist 74 Jahre alt. Genauer noch wohnt sie in der Stadt Aspin. Wir sind alle sehr begeistert darüber, wie fit sie in dem Alter ist, auch wenn sie zugiebt, dass sie früher viel sportlicher war. Sie scheint ein sehr offener und angenehmer Mensch zu sein. Wir plaudern viel darüber, was wir bisher gemacht haben, wo die Reise hingeht und über Gott und die Welt.

Unten angekommen umarmt sie uns nacheinander, wir wünschen uns eine schöne Weiterreise und ein gutes Leben. So schnell werde ich sie nicht vergessen.

Vor dem Essen springen wir direkt ins heiße Bad. Eine wahnsinnige Wohltat. Es ist etwas eher als gestern und wir haben einen sehr schönen Blick auf den Wald mit dem Fluss während wir es uns im heißen Bad an der Luft gut gehen lassen.

Noch fix am Buffet schnabuliert und ins Bett, sicher werden wir schlafen wie die Murmeltiere.

Kapitel 3.3 – Spa day

Mit einem letzten japanischen Frühstück verabschieden wir uns von unserer vorzüglichen Ryokan Erfahrung. Unterwegs zum Bahnhof sehen wir noch das beginnende Foodfestival. Ein wenig Zeit haben wir auch noch um uns die eine oder andere Köstlichkeit einzuverleiben und etwas vom sehr lebhaften Programm zu bestaunen. Sogar eine Idol Gruppe wird etwas vorführen, aber da sind wir bereits auf dem Weg zum nächsten Hotel.

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Einige Probleme gibt es bei der Reservierung unserer Sitzplätze für eine spätere Zugfahrt. Wir möchten die Sizplatzreservierungen abholen, die wir zuvor online gebucht hatten. Der Mensch hinter der Scheibe kann kein Englisch, ich muss also mit mit meinen japanisch Kenntnissen zurecht kommen. Scheinbar bräuchten wir eine Pickup number, haben aber keine bekommen. Der Beamte kann uns nicht weiterhelfen, auch nach langem blättern in seinem Buch. Wir geben auf und canceln unserer Reservierungen. An einem Automaten der JR-Company kriegen wir es dann aber doch noch irgendwie hin.

Danach ist die Stimmung etwas gedämpft, wird aber sofort wieder erhellt als wir eine Gruppe Japanerinnen im Bahnhof tanzen sehen. Auch ein Klavier steht in der großen Halle und dort dürfen wir einer Japanerin lauschen, die ein bezauberndes und schweres Stück spielte. Mehrere Passanten klatschen, uns eingeschlossen.

Als wir bereits auf dem Weg zur Bahnstation waren, kippt plötzlich ein Mädchen vor uns um, kann sich kaum auf den Beinen halten und versucht vergeblich wieder aufzustehen. Zum Glück sind ein paar Helfer direkt vor Ort. Ich Frage mich noch länger danach ob ich mehr hätte tun können als zu beobachten.

Nichtsdestotrotz müssen wir los. Die Zugfahrt nach Kamikawa verlief friedlich, genauso wie die Busfahrt zu unserem Hotel.

Das Hotel macht einen guten Eindruck. Von unserem Zimmer überblickt man einen größeren Fluss dessen weißes Rauschen unfassbar beruhigend ist. Nachdem wir etwas Wäsche gewaschen und uns beim Buffet durchgefressen haben gehen wir ins Onsen. Das heißt vor allem eines: Nackig machen. Wir kommen damit erstaunlich einfach zurecht. Und überhaupt vergisst man das schnell, wenn man von der kalten Bergluft im Wasser eintaucht und dann die Natur betrachten kann. Nur an den Geruch von Eiern in der Luft muss man sich gewöhnen.

Wir holen uns noch ein Getränk und sehen die Japaner in der Lobby Bingo spielen. 500 Yen pro Blatt. Die Japaner können scheinbar auch im Urlaub nicht ohne Gacha leben.

Ausgeruht legen wir uns ins Bett, gespannt was die Natur morgen für uns bereit hält.

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